Nachteile des Wärmedämmsystems Umkehrdach
Wenn auch das Umkehrdachprinzip viele Vorteile mit sich bringt, so birgt die Bauweise doch auch den ein oder anderen Nachteil.
So ist es unabdingbar, dass die Unterkonstruktion ein Flächengewicht von ≥ 250 kg/m² (entspricht einer Betondecke oder Ähnlichem) oder einen Wärmedurchlasswiderstand ≥ 0,15 m²•K/W aufweist, damit es im Falle eines Niederschlages, nicht zur Tauwasserbildung an der Decke kommt Die Decke übernimmt in diesem Falle die Aufgabe eines thermischen Puffers, der verhindert, dass der kalte Regen die gesamte Deckenkonstruktion zu stark abkühlt und es so an der Decke, durch das Zusammentreffen der warmen Raumluft mit der abgekühlten Deckenkonstruktion, zur Tauwasserbildung kommt. Überraschenderweise ist das ein Effekt, der entgegen den Erwartungen im Sommer auftritt, da hohe Luftfeuchtigkeit gepaart mit hohen Temperaturen durchaus zu einer Taupunktunterschreitung bei Gewitterregen führen kann. (Gutachten über die Feuchtigkeitsverhältnisse in Umkehrdächern [9])
Ein Flächengewicht von ≥ 250 kg/m² bzw. ein Wärmedurchlasswiderstand ≥ 0,15 m²•K/W lässt das thermische Verhalten der Decke aber so träge werden, dass es nicht zur Tauwasserbildung an der Decke kommen kann.
Ausnahme ist natürlich die erwähnte Konstruktion des bekiesten Umkehrdaches mit einer wasserableitenden Trennlage. Hier wird das gesamte Wasser auf der wasserableitenden Trennlage abgeführt, so dass kein Wasser auf die Abdichtungsebene gelangen kann, um die Unterkonstruktion abzukühlen.
Weiter ist im allgemeinen extrudierter Polystyrolschaum (XPS) in die Baustoffklasse B1 gemäß DIN 4102-1 bzw. die Euroklasse E gemäß DIN EN 13501-1 eingestuft, so dass Dächer, die nicht brennbar ausgeführt werden müssen, in der Umkehrdachbauweise nicht erstellt werden können. Wenn auch durch die Dachaufbauten (Kiesschicht, Begrünung) Umkehrdächer als widerstandsfähig gegen Flugfeuer und strahlende Wärme (harte Bedachung) gelten.
Bei der Ausführung mit einer Extensivbegrünung sind bezüglich des Brandverhaltens zusätzlich die entsprechenden Verwaltungsvorschriften [10] zur jeweiligen Landesbauordnung zu berücksichtigen.
Wie in bereits erwähnt ist ein langfristiges Überstauen der Wärmedämmplatten durch eine geeignete und damit natürlich auch funktionierende Dachentwässerung auszuschließen. Zwar nehmen extrudierte Polystyrolschaumplatten auch bei langzeitigem Eintauchen kein Wasser auf, aber dadurch, dass das Wasser langfristig auf der Abdichtung steht, wird natürlich die Wärmedämmung in einem Maße ausgehebelt, die nicht mehr tolerierbar ist. In der Praxis muss dieser Forderung einerseits durch eine geeignete Bemessung der Entwässerung und andererseits durch angepasste Wartungsintervalle nachgekommen werden, die gewährleisten dass die Dachentwässerung funktioniert. Diese Forderungen werden natürlich auch bei einem Standard-Flachdach an die Dachentwässerung gestellt. Es ist aber festzustellen, dass Umkehrdächer sensibler auf eine mangelhafte Dachentwässerung reagieren. Wenn es auch nicht zum eigentlichen Schadensfall kommt, sondern „nur“ die Wärmedämmung nicht mehr richtig arbeitet.